Heute möchte ich noch einiges mehr über meine Arbeit in der Anfangsphase der Tagesklinik in Köln erzählen. Ein wichtiges Element der täglichen Arbeit war die „Stationsversammlung“. Das war ein tägliches, direkt zu Beginn morgens stattfindendes Gruppengespräch. Daran teilgenommen haben alle 14 Patient*innen einer tagesklinischen Einheit, das gesamte Team (1 Ärztin und 1 Arzt, 1 Sozialarbeiter*in, eine Krankenpflegerin und 1 Krankenpfleger, 1 Ergotherapeut*in und 1 Stationshilfe(?). Das war ja auch gleichzeitig das gesamte Team. Die Leitung und Durchführung der Stationsversammlung lag in pflegerischer Verantwortung. Es war ja ein tagesklinischer Betrieb, was bedeutete- alle Patient*innen kamen morgens um 08:30, hatten dann ein konkretes Gruppentherapieprogramm (das werde ich später noch beschreiben) und gingen normalerweise um 17:00 wieder nach Hause. Nur für den Fall, wenn jemand in eine krisenhafte Verfassung geriet, gab es bei Einverständnis die Möglichkeit die Nacht auf der vollstationären Einheit zu verbringen.
Die psychoanalytische Grundhaltung verführte das Team aber auch immer wieder zu Deutungen und Interpretationen, was bei den Patient*innen jedoch oftmals Widerstände und Unsicherheit auslöste. Das war nicht unbedingt falsch, tat aber auch dem Charakter dieser Gruppensitzung nicht immer gut. Aber der ganze Alltag in der Tagesklinik war schon durch diese spezielle, oft deutungslastige Betrachtung geprägt.
Was von Anfang an in der Arbeit, ja schon in der Gründungsphase (ich habe davon auch erzählt) auch immer eine Rolle spielte, war die politische Situation, in der wir uns ganz allgemein befanden. Die aktuellen gesellschaftlichen Auseinandersetzungen waren in der täglichen Arbeit präsent. War es zu Beginn, die Situation der Sanierung der Kölner Südstadt mit all seinen Facetten der alternativen Kultur und der Verdrängung von alteingesessenen Bürger*innen und damit verbundenen psychischen Belastungen (die wir in der Klinik dann reparieren sollen, anstatt sich politisch auseinanderzusetzen), so waren es jetzt die politischen Auseinandersetzungen und den Widerstand gegen die atomare Aufrüstung in der BRD.
Offener Brief eines Kollegen und die ausführliche Antwort der Betriebsleitung.
Musikteil:
Die Bezeichnung Funny Farm im Text ist eine, im englischen Sprachgebrauch früher übliche Verniedlichung für eine Psychiatrische Klinik bzw. Irrenanstalt.
Einige Ärzte und Institutionen in den USA allerdings fanden den Song gar nicht witzig und waren der Meinung, dass psychische Probleme und Geisteskrankheiten kein Thema von Popsongs sein sollten.
Sie beklagten sich in der Öffentlichkeit, woraufhin große Radiostationen wie z.B. der New Yorker Radiosender WMCA den inzwischen zum Hit gewordenen Song auf den Index setzten, d.h. also ....er wurde nicht mehr gespielt.