Vom Wachsaal in die Gemeinde  - 50 Jahre deutsche Psychiatrie - na und?

Vom Wachsaal in die Gemeinde - 50 Jahre deutsche Psychiatrie - na und?

Fragilität Fairness Flexibilität

Fragilität Fairness Flexibilität

In dieser Episode vor der Sommerpause geht es noch einmal um das Thema Arbeit für Menschen mit Beeinträchtigungen. Christian Gredig steht im Gespräch Rede und Antwort zum Thema Zuverdienst - eine besondere Form von Arbeit - und erklärt uns die Struktur der Arbeits- und Beschäftigungsmöglichkeieten in Deutschland. Dabei nennt er einige interessante Beispiele von Arbeitsprojekten und nimmt uns mit in die tiefere Bedeutung von Arbeit und Beschäftigung für den einzelnen Menschen.

Musikmäßig sind wir in dieser Episode mit gradlinigem Rock unterwegs und Bernd Nigbur stellt uns diese Musik vor, gut recherchiert wie immer mit sommerlicher Note.

Zuversicht Zutrauen Zuverdienst

„Zuverdienst“ ist ein vor allem im psychiatrischen Hilfesystem existierende Angebotsform zur Förderung einer niedrigschwelligen Teilhabe am Arbeitsleben. Die etwas unspezifische Begrifflichkeit drückt aus, dass die in dieser Form beschäftigten Menschen ihren Lebensunterhalt primär aus anderen Quellen speisen (häufig aus Transferleistungen wie Erwerbsminderungsrente, Sozialhilfe, Arbeitslosengeld oder HARTZ IV) und die Tätigkeiten einen - meist geringen - Zuverdienst zu diesen Einkommen ermöglichen.

Wunsch Erwartung Realität

Wie entstehen Teams in der Gemeindepsychiatrie, wie schwierig zu überwinden sind die Schnittstellen zwischen verschiedenen Akteuren dort in der Gemeinde. Die Innenansicht eines spannenden Prozesses wie neue ambulante Institutionen in der Sozialpsychiatrie entstehen.
Und Musik und Text zum Thema Beziehung zwischen Vater und Tochter und umgekehrt, wieder hervorragend aufbereitet von Bernd Nigbur.

drinnen draußen verbinden

Ein Versuch sich der persönlichen Dimension des Leids anzunähern. Zugegeben etwas wackelig. Extreme Gefühlszustände von Schmerz, Einsamkeit und Hoffnungslosigkeit sind aber vielfach der Kern seelischen Leids. Wenngleich der Zugang , eine Beziehungsaufnahme zu einem Menschen in solchen extremen Krisensituationen ganz stark über die Wahrnehmung und Zurkenntnisnahme des eigenen Gefühls.

Impuls Identität Innovation

In dieser Episode geht es eher um das Ganze der Psychiatrie. Grundhaltungen, Paradigmen, Strukturen, Modelle und eine Einschätzung durch welche modernen Entwicklungen die Psychiatrie in den nächsten Jahrzehnten geprägt werden kann. Dazu gibt es diesmal einige unterschiedliche Stimmen zu hören.

Bis hinein in Bernd's Musikteil, der diesmal die laute Stimme einer Künstlerin vorstellt mit einer ebenso deutlichen Aussage.

Zufall Erkenntnis Alternative

Im Gespräch mit Volkmar Aderhold über die Psychiatrie der Gegenwart und mögliche Formen in der Zukunft. Die Bedeutung von Psychiatrie Erfahrenen (Peers) und welche Bedeutung die Politik bei wirklichen Veränderungen spielen kann.

Begegnung Begehren Beziehung

Heute im Gespräch mit Klaus Marschall, der als Sozialarbeiter Gemeindepsychiatrie in einem stolzen Kölner Viertel aufbaute und weiterentwickelt hat. Er erzählt unterm Pflaumenbaum sitzend von seinen ersten Begegnungen in der Uniklinikpsychiatrie, seinen Wohnheimerfahrungen und schließlich erläutert er kenntnisreich den Aufbau eines Sozialpsychiatrischen Zentrums. Das Gespräch gibt einen tiefen Einblick in die Tücken, Schwierigkeiten und Erfolge, die ein solches Unternehmen mit sich bringt, von Politik und Gesellschaft, die dabei eine wichtige Rolle spielen und warum er in seinem nächsten Leben lieber in die Sportbranche wechseln würde.

Bernd knüpft in seinem Beitrag und auch in dem von ihm ausgewählten Song direkt an das Pflaumenbaumgespräch an.

Ein neues Kapitel

Erst die Drucksache 8/2565 des Deutschen Bundestages brachte gehörig Schwung und Dynamik in die psychiatrische Landschaft. Hinter dieser Drucksache verbirgt sich die „Stellungnahme der Bundesregierung zum Bericht der Sachverständigenkommission über die Lage der Psychiatrie in der Bundesrepublik Deutschland – Zur psychiatrischen und psychotherapeutisch/ psychosomatischen Versorgung der Bevölkerung – unter Berücksichtigung der inzwischen eingetretenen Veränderungen - Drucksachen 7/4200, 7/4201.“ Von 1970 bis 1975 hat die „Psychiatrie Enquête - Kommission“ akribisch auf über 1600 Seiten aufgelistet welche skandalösen Zustände in der deutschen Psychiatrie herrschen und wie Abhilfe geschaffen werden kann. Das war die Geburtsstunde der Gemeindepsychiatrie in Deutschland.
Um eine Idee davon zu bekommen, welche Art von konkreten Einrichtungen denn in den Modellregionen damals errichtet und gefördert wurden, beschreibe ich diese einfach mal eher laienhaft. Die Bausteine der ambulanten allgemeinpsychiatrischen Versorgung sind demnach der Sozialpsychiatrische Dienst, Kontaktstellen und Tagesstätten, beschützte Wohnangebote als Einzelwohnen, Wohngemeinschaften, Wohngruppen und Wohn- und Übergangsheime.
Niedergelassene Psychiater, Institutsambulanzen (besondere Formen von Psychiatrischen Klinikambulanzen), Tageskliniken und auch psychiatrische Kliniken und Abteilungen an Allgemeinkrankenhäusern gehören auch zu den Bausteinen der allgemeinen Versorgung.

Musikteil:
P.J. Harvey The Words That Maketh Murder

Auf der Mauer auf der Lauer

Die Weiterentwicklung der Kliniken fand und findet überwiegend innerhalb der alten und neuen Klinikmauern statt und der Blick nach draußen ins Alltagsleben, findet so gut wie nicht statt. Ein gezieltes und strukturiertes Entlassungsmanagement, wie es sogar gesetzlich im Sozialgesetzbuch (SGB V) vorgeschrieben ist, wird nicht vorgenommen. Es reduziert sich auf Arztbriefe an den behandelnden niedergelassenen Arzt/ Ärztin.

Schließlich gaben im November 1988 die „Empfehlungen der Expertenkommission der Bundesregierung zur Reform der Versorgung im psychiatrischen und psychotherapeutisch/ psychosomatischen Bereich auf der Grundlage des Modellprogramms Psychiatrie der Bundesregierung“ (so der genaue Titel) neben anderen wichtigen Empfehlungen die entscheidenden Impulse zu einem strukturierten „Aufbau eines gemeindepsychiatrischen Verbundes als Fundament allgemeinpsychiatrischer ambulanter Versorgung“ vor Ort in den Gemeinden.

Einen kleinen Auszug aus einem Interview mit einer Grand Dame der Angehörigenbewegung in Köln aus einem Dokumentarfilm anlässlich ihres Todes.

Im Musikteil heute stellt Bernd einen, den einflussreichsten Musiker der Rockmusik vor. Zu Beginn seiner Karriere bewegte er sich im Umfeld Andy Wahrhols in der New Yorker Factory. Wahrhol brachte ihn auch mit der Sängerin Nico zusammen, die auf der ersten Platte von Velvet Underground drei Lieder sang.

Albtraum Traum Wirklichkeit

Eine Analogie zwischen individuellen psychischen Krisen und der aktuellen gesellschaftlichen "Virus-Krise" gleich zu Beginn.

Im zweiten Teil des Gesprächs mit den Genesungsbegleiter*innen Doris und Ulf, geht es um ihre Vorstellungen von einer anderen, besseren Psychiatrie und über die Bedeutung von Musik in ihrem Leben.

Der neue Autor des Musikteils heißt Bernd Nigbur und er stellt uns gleich in seinem ersten Beitrag eines seiner Lieblingsstücke vor. Ihr werdet hören wie versiert und präzise er dabei vorgeht.
Zu seinem Protagonisten in dieser Episode sagt Bernd: "Bevor er seinen Job zugunsten der Karriere als Musiker aufgab, war er in einer Arbeitsvermittlungsagentur in Manchester tätig gewesen..." Viel Vergnügen!