Vom Wachsaal in die Gemeinde  - 50 Jahre deutsche Psychiatrie - na und?

Vom Wachsaal in die Gemeinde - 50 Jahre deutsche Psychiatrie - na und?

"" Friedenspfeife ""

"" Friedenspfeife ""

Als eine Reaktion auf eine meiner letzten Podcast Episoden erhielt ich zwei ältere Dokumente. Darin schrieb 1997 Lothar Gothe, Mitbegründer der Sozialistischen Selbsthilfe Köln (SSK) und Ökobauer, einen Brief an Caspar Kulenkampff, damaliger Vorsitzender der Psychiatrie Enquete Kommission. Lothar Gothe drückt darin seinen Respekt gegenüber dem Menschen Caspar Kulenkampff aus und dieser erwidert das in seinem Antwortbrief. Hintergründe bespreche ich aktuell in einem Telefonat mit Lothar Gothe.
Im Musikteil erzählt uns Bernd Nigbur, dass er weiter im Bluesrock wühlt und bei Savoy Brown und Elliot Murphy gelandet ist.

nicht:komplett:unbekannt

In dieser Episode lasse ich erneut zwei Politiker zu Wort kommen, die am 17. April 1970 und am 11. Oktober 1979 im Deutschen Bundestag zum Zustand der Deutschen Psychiatrie und zur Reform damals Stellung nehmen. Bernd Nigbur stellt zwei Musiker und deren Musik vor:
Aynsley Dunbar "SUGAR ON THE LINE"
Edgar Varese "POEM ELECTRONIQUE".

||||| Wähle DEMOKRATIE |||||

Die Welt brennt schon zu sehr, als dass in der Bundesrepublik Deutschland wir Wähler:innen uns einen Rechts Klick leisten sollten. Die heutige Podcast Episode habe ich einfach kurzerhand „Wähle DEMOKRATIE“ genannt, weil mir diese Art von Freiheit, Verantwortung und Solidarität so wichtig ist.
Gesprochen habe ich letzte Woche mit Cornelia Schäfer, Journalistin. Wir blicken gemeinsam auf eine Menge von Themen und Menschen aus der Psychiatrie, über die sie in den letzten 37 Jahren unzählige Radiosendungen kreiert hat.

Bernd Nigbur hat in seinem Musikbeitrag psychedelisches ausgepackt.

Und am Ende dieser Episode lass ich einen weiteren Politiker der Psychiatrie-Enquete Debatte von 1979 im Bundestag zu Wort kommen, Jürgen Egert (SPD). Er spricht Klartext über den damals beginnenden Reformprozess.

! Nie wieder ist jetzt !

Am Schluss der heutigen Episode, das vorweg, hat sich Bernd Nigbur was ganz besonderes ausgedacht. Er hat sich umgehört, nach der Lieblings Musik der aktuellen Spitzenkandidaten und -Kandidatinnen für den Bundestag.
Was für turbulente politische Zeiten in diesem unserem Land. Welche demokratischen Werte werden gerade im Parlament geschichtsvergessen verschlampt? Und ganz subtil schleicht sich in die Auseinandersetzung über Migrationsbegrenzung auch die Respektlosigkeit ein vor Opfern von Gewalttaten, deren schamlose politische Instrumentalisierung, von Migrant:innen und den Menschen mit psychischen Erkrankungen. Als ob letztere alle automatisch und unweigerlich zu Gewalttaten neigen. Interessanterweise habe ich schon in der letzten Podcast Episode und werde auch in weiteren Folgen anlässlich des 50. Jubiläum der Psychiatrie Enquete in diesem Jahr, von Debatten im Deutschen Bundestag berichten, in denen die Politiker:innen deutlich ernsthaft, respektvoll und komplex über die Bedarfe von Menschen mit psychischen Erkrankungen gesprochen wurde. Zugegeben es waren nur 3 Parteien vertreten und das Thema war nicht Migration, sondern die Lage der Psychiatrie in der Bundesrepublik Deutschland. Dazu stelle ich paar Auszüge der Rede der Bundesministerin für Gesundheit Antje Huber (SPD) aus der Bundestagsdebatte am 11.10.1979 ein.
Ich möchte heute über einen offenen Brief an Herrn Merz berichten, der von einer Menge Menschen unterzeichnet ist, die alle in der Psychiatrie arbeiten oder gearbeitet haben. Dazu habe ich mit Patrick Nieswand, Geschäftsführer der DGSP gesprochen, ein Erst-Unterzeichner dieses Briefes. Es folgen dann einige Gedanken von Ralf Seidel zum Thema.

# Hört, hört #

Der Kern des parlamentarischen Prozesses der deutschen Psychiatrie Reform fand während der zwei aufeinanderfolgenden Sozial-Liberalen Regierungs-Koalitionen von 1970 bis 1982 statt. Also in der Brandt Ära war nicht nur angesagt mehr Demokratie, sondern auch humanere Psychiatrie wagen.
Es ist sehr spannend zu hören mit welcher Ausführlichkeit und genauer Kenntnis der miserablen Verhältnisse in der deutschen Psychiatrie, die Politiker und Politikerinnen debattierten. Und das im Konsens über alle damals vertretenen Fraktionen im Bundestag hinweg: also CDU/CSU, SPD, FDP. Am 17. April 1970 fand anlässlich des Antrags auf Einrichtung einer Enquete zur Situation der Psychiatrie, erstmals eine ausführlichere Debatte im Bundestag statt. Ich habe uns ein paar Original Tondokumente besorgt und darf sie Euch mit freundlicher Genehmigung des Archivs des Deutschen Bundestages zu Gehör bringen.
Bernd Nigbur erinnert an das Bob Dylan Album, was auch vor 50 Jahren erschienen ist und wieder mal an Bach, immer wieder dieser Bach.

||| Reform trifft Anstaltsalltag |||

Psychiatriepolitisch war 1975 die Geburtsstunde der großen Reform der Psychiatrie in Deutschland, BRD versteht sich. Aber auch in der damaligen DDR gab es bereits 1963 mit den „Rodewischer Thesen“ 10 Thesen zur sozialen Reform der Anstaltspsychiatrie.
Der Abschlussbericht der mehrjährigen Untersuchungen der Missstände in der deutschen Psychiatrie, die von einer großen Enquete Kommission, beschlossen und eingesetzt durch Bundestag und Bundesregierung, wurde dann in der 202. Sitzung der 7. Wahlperiode des Deutschen Bundestages am 25.11.1975 vorgelegt. Dieser sicherlich historische Moment in der Psychiatrie seit 1949 jährt sich dieses Jahr zum 50. Mal.
Mein Beitrag heute versucht eine Schilderung der Bemühungen einige Etagen tiefer, die Empfehlungen wie ich sie eben vorgelesen habe, in einem psychiatrischen Großkrankenhaus umzusetzen. Meine Aspekte dabei sind: welche Gruppierungen betrieben denn eine Reform vor Ort? Spielte Gewerkschaft und Personalrat eine Rolle? Welche Orientierung gab die Betriebsleitung?
Bernd Nigburs Musikbeitrag beschäftigt sich heute mit der Punkband 999 mit ihrem Song "Homicide", dem legendären Berliner Club SO 36 und CHIC mit deren Hit "Le Freak".

" Sehnsucht Frieden "

In dieser Episode führen Bernd Nigbur und ich ein Jahresendgespräch über das Unterwegssein mit diesem Podcast, die Zunahme archaischer Gewalt in Tat und Sprache, die Knappheit von Zufluchtsorten in dieser Welt, der Unmöglichkeit Veränderung zu entgehen, das Ampel-Aus und über einige Themen, den dieser Podcast für 2025 plant. Und im Musikteil, das können wir schon verraten wird’s feierlich mit Musik von Maria Malibran gesungen von Cecilia Bartoli.

1000 Jahre Psychiatrie Teil 2

Es geht weiter um den Skandal der Psychiatrischen Anstalt Brauweiler, welche fürchterlichen Ereignisse zu mehreren Todesfällen bei den Patient:innen führte, wie diese Entwicklung eigentlich abzusehen war, wer die Verantwortung vor Ort hatte, wer aber auch in der Aufsichtsstruktur des LVR Verantwortung getragen hat. Da fallen Namen wie Stockhausen, Kulenkampf, aber auch weitere Verantwortliche werden genannt. Die Presse hat zum Zeitpunkt der mehr als überfälligen Schließung der Brauweiler Psychiatrie und auch über den 2 Jahre später stattfindenden Prozess am Landesgericht Köln bundesweit berichtet. Ich habe einige Berichte dazu in die shownotes gestellt. Wir sprechen auch erneut über die Bedeutung des damaligen SSK, der durch seine beharrliche und konsequente Vorgehensweise, den Skandal in Brauweiler, aber auch in anderen rheinischen LVR-Psychiatrien zu Tage brachte und verfolgte. Wir reden auch über eine fast tragische und auch zynische Verquickung, dass die durch die Psychiatrie Enquete initiierte Reformbewegung der deutschen Psychiatrie als Vorwand genommen wurde, den in der Brauweiler Anstalt gepflegten Stil von laisser faire und Vernachlässigung anzuwenden und Todesfälle einkalkuliert wurden. Auch die Verquickung in personeller Hinsicht: Dr. Kulenkampf war einst der Vorsitzende der Psychiatrie Enquete Kommission gewesen und stand als Person für den fortschrittlichen Geist der Reform und wenig später war er im LVR der verantwortliche Gesundheitsdezernent für alle Kliniken, auch für die verheerenden Missstände in Brauweiler gewesen. Er hätte die Brauweiler Psychiatrie früher schließen müssen, ist aber auch durch eine falsch verstandene Loyalität in der LVR-Hierarchie ganz oben zunächst daran gehindert worden.
Am Ende dieser Episode geht’s auch darum, wie der LVR die Aufarbeitung seiner Geschichte in der Nazizeit und danach in die eigenen Hände seiner Kulturabteilung gelegt hat.
Im Musikbeitrag von Bernd Nigbur nimmt er uns mit in eine ganz andere Galaxie, der Band Galaxie 500 und deren songs "Tugboat" und "Snowstorm", Dream Pop Musik.

1000 Jahre Psychiatrie

Der Skandal in der psychiatrischen Anstalt Brauweiler, die letzte Nutzung des 1000 jährigen Klosters, bevor der Landschaftsverband Rheinland (LVR) dort sein Kulturzentrum und Gedenkstätte einrichtete, ist die Geschichte der heutigen und nächsten Podcast Episode. Bei einem Besuch der aktualisierten Ausstellung dort unter anderem zum Thema Psychiatrie, die eigens für das 1000 jährige Jubiläum im Sommer 2024 kuratiert wurde, erläuterte uns Richard Irmler, Historiker des LVR, hoch interessante geschichtliche Zusammenhänge. Es kommen auch Zeitzeugen zu Wort, die dort gearbeitet haben. Für alle, die mal in der Nähe sind, eine sehr lohnenswerte Ausstellung in einem obendrein schönen Gebäude in einem Park, in dem auch ein legendärer Maulbeerbaum steht.
Im Musikteil empfiehlt uns Bernd Nigbur zum Jahresende ebenfalls lohnenswerte Konzerte der Band LUNA, die er uns heute vorstellt in Los Angeles oder San Francisco zu besuchen, wenn wir mal in der Nähe sind.

Teil 3 INTEGRATIONS | FACH | DIENST

Inhalt der drei Folgen:
1. Folge: Wie alles begann, politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen bei der Gründung; Anfänge der Umsetzung
2. Folge: Arbeitsweise und Konzept des IFD; Arbeitsorganisation; Netzwerk; Interesse auch der Arbeitgeber:innen
3. Folge: Fallerzählungen; Anekdoten; Musikerinnerungen

Musik Jazz: Arvid Genius, piano, voc und Klaus Heuser, bass und Uli Schmidt, drums