Vom Wachsaal in die Gemeinde  - 50 Jahre deutsche Psychiatrie - na und?

Vom Wachsaal in die Gemeinde - 50 Jahre deutsche Psychiatrie - na und?

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00:00:00: Hallo und guten Tag liebe Hörerinnen und Hörer. Vielleicht haben es einige gemerkt. Die neue

00:00:15: Episode uns aus Podcast ist nicht wie angekündigt und geplant am 4. Oktober erschienen. Es sollte

00:00:22: die erste Ausgabe nach der langen Sommerpause werden. Aber leider hat es mich genau in dieser

00:00:28: Zeit aus dem Spiel genommen und ich lag mit einer lungenden Zunge paar Tage im Krankenhaus. Eine

00:00:34: unfallwillige Gelegenheit mal wieder in unser stationäres Gesundheitssystem einzutauchen.

00:00:39: Vom Behandlungsaspekt und der professionellen und menschlichen Versorgung fühlte ich mich

00:00:45: bestens aufgehoben. Aber die Situation auf der Station ist unterirdisch. Die Kolleginnen leisten

00:00:53: hervorragendes. Aber haben eine solche Umgebung der Überbelegung des extremen Personalmangels,

00:01:00: des immer nur das nötige, aller nötigste tun können, nicht verdient. Ganz viele Patientinnen

00:01:08: sind aus den Altenheimen in der Klinik. Die alles nur noch erschweren. Die Armen können nichts

00:01:14: dafür. Die Essensversorgung ist obendrein eine Zumutung für die Patientinnen. Einfach nur

00:01:21: schlechte, krankmachende Kost. Wie kann das sein? Immer noch. 20/24. Okay, ich bin wieder raus und

00:01:32: versuche mich erstmals wieder seit zwei Wochen an unserem Podcast. Heute am 10. Oktober,

00:01:39: Tag der seelischen Gesundheit, nun der Neustart. Ich freue mich so sehr, dass ich das Gespräch mit

00:01:46: Alpin Harenkamp führen konnte. Das war schon am 14. Juli diesen Jahres. Ein kurzweiliges Gespräch

00:01:53: über ihre türkisch-deutsche Geschichte. Sie erzählt von ihrer Familie, wie sie in Köln in

00:01:59: den 1916 Jahren ankam, welche große Rolle Musik in ihrer Familie spielt bis heute und davon,

00:02:06: wie ihr Leben zwischen Forts und Lebensmitteln stattfand. Und der Vater ein ganz eigenes Musikgenre

00:02:15: entwickelte. Alles sehr spannend zu hören und ich danke Alpin Harenkamp sehr, dass sie uns einen

00:02:21: so tiefen und authentischen Einblick in ihre Geschichte gibt. Das ist dann heute der erste

00:02:26: Teil der Geschichte. Der zweite Teil kommt am Freitag, den 18. Oktober. Dann lasst euch

00:02:32: darauf ein. Taucht ein in das Alamanya der Familie Türkmötz. Viel Vergnügen. Erstmal hallo und

00:02:41: guten Tag. Auch die Hörerinnen und Hörer. Der Wachsal, dieser Podcast heißt ja vom Wachsal in

00:02:47: die Gemeinde. Der Wachsal ist auch diesmal wieder unterwegs und wir sind zu Gast bei Alpin

00:02:53: Harenkamp. Hallo Alpin. Hallo, grüß dich Klaus. Schön, dass wir reden können. Heute ist der 14.

00:02:59: Juli, der französisch-nationalen Feiertag und erinnert an den Sturmen auf die U-Bastille,

00:03:06: 14. Juli, 17. 09.

00:03:35: Der hat einen Tatsversuch auf den Trump und der ist ja nur leicht vernetzt, aber sind ja auch

00:03:41: andere getötet worden und schwer vernetzen worden. Ich finde das schon hart, wie diese

00:03:46: politische und gesellschaftliche Polarisierung, wie die wohl noch anywird. Und bei uns hier ist

00:03:53: ja das gesellschaftliche und politische Klima ziemlich angeheizt und gerade auch das Thema

00:03:59: Migration hat man so den Anderen spalten. Unser Land, das stimmt nicht ganz, weil doch eine große

00:04:05: Mehrheit auch damit vernünftig, ich komme jetzt mal, aber für mich hat sowas immer unverunbegreiflich,

00:04:13: wie so ein Thema so stabilisieren kann und warum das so sein muss. Zumal in unserem Deutschland

00:04:20: niemand ernsthaft unter Einwanderung leidet. Das finde ich immer so verrückt. Man nennt von den

00:04:27: Leuten, die sich da ja mal beschweren und so, wenn ihr nachfragt, die leben vielleicht auf dem Land

00:04:33: irgendwo und überhaupt gerne über uns Punkte. Und viele der Missstände, deren Ursachen ja auch von

00:04:40: vielen leichtfertigt gerne den Einwanderen dazu geschoben wird oder auch den Geflüchteten,

00:04:45: die gibt es ja schon ewig. Also wenn man Bildung oder sonst irgendwie sieht. Na ja, so wollen wir

00:04:52: heute unseren ganz, ganz, ganz kleinen Beitrag dazu leisten, dass man, Frau, psychisch belastende

00:04:58: Dinge im Leben, gerade auch bei den Themen Migration in ein fremdes Land auf verschiedene Art und Weise

00:05:04: meistern kann. Das will ich, wie ihr schon gehört habt, heute mit Alpinalkam versuchen. Jetzt kommt

00:05:12: die grätschen Frage, Alpin, wie würdest du dich gerne vorgestellt hören? Stimmt, haben wir gar nicht,

00:05:18: haben wir gar nicht vorbesprochen. Genau, wie alt? Genau, das ist gut. Ich bin noch 56, bin also 1967

00:05:29: geboren in Köln und habe unterschiedliche Lebensstationen gehabt. Ich habe erst eine berufliche

00:05:36: Ausbildung gemacht nach dem Abitur. Vor dem Abitur war ich noch auf der Realschule und da kann

00:05:43: ich vielleicht später nochmal zu erzählen. Auch das war eigentlich, also meine Eltern wollten mich

00:05:46: direkt auf das Bestmögliche schicken, weil mein älterer Bruder auf der Hauptschule war und das

00:05:51: war gar nicht die Hauptschule, sondern das war die niedrigste Schule, was meine Eltern damals

00:05:55: nicht wussten. Aber können wir gleich nochmal drüber sprechen. Genau, also ich habe dann

00:05:59: Realschuleabschlussabschluss gemacht, Abitur gemacht, habe dann eine Lehre gemacht, eine

00:06:04: Ausbildung als Truppvorlagenherstellerin. Das war toll, war ein Handwerk, hat Spaß gemacht und

00:06:10: dann wollte ich aber eigentlich den Außendienst und Vertrieb und noch ganz jung, er hat 20 und

00:06:18: mein Chef hat gesagt, ja noch nicht. Da war ich aber sehr ungeduldig und war gekränkt und hab

00:06:23: gedacht, wieso ich kann das, ich will das, ich will mit Menschen arbeiten und dann habe ich

00:06:27: Pädagogik studiert, ein bisschen zufällig, weil mein Abi war jetzt, hatte die Note,

00:06:32: damals gab es ja auch Bedingungen, dass man einen Studienplatz für, ich hatte mich für verschiedene

00:06:37: Fächer beworben, aber Pädagogik hat geklappt, dann habe ich also Erziehungswissenschaften

00:06:41: studiert und im Hauptstudium auch an der Uni gearbeitet, habe dann den Schwerpunkt interkulturelle

00:06:46: Pädagogik auch mit gehabt, weil wenn man Migrationsgeschichte hat, ist das Thema immer im

00:06:52: Gepäck. Also man kommt gar nicht drumherum irgendwie und das war eine sehr interessante und

00:06:57: spannende Zeit und nach dem Studium bin ich auch eigentlich zufällig bei der Firma Fortgelandet,

00:07:04: also ein Autokonzern amerikanischer im Trainingsbereich, also auch gar nicht mit der großen Absicht,

00:07:10: da lange zu bleiben, es war eine offene Stelle, so verwalten und koordinierend und dann habe

00:07:18: ich da gearbeitet bei Fort und das war ganz anders, als ich mir das vorgestellt habe, war

00:07:22: gar nicht so schlimm. Auch Trainingsbereich für junge Leute. Für alle, also ich fing an

00:07:27: im Sprachentraining, also dann wäre Sprachentraining koordiniert, dann habe ich mein erstes Kind

00:07:31: bekommen in der Zeit, dann nach einer kurzen Elternzeit bin ich dann wieder zurück, dann

00:07:36: habe ich Assessment Center mit begleitet, also wo es Personalauswahl gab, dann hatte ich

00:07:43: manchmal eine Tochter bekommen, danach bin ich dann in den Händlerbereich gegangen, also

00:07:48: Training für Händler, Verkäufer sozusagen, also was braucht man, um gut ein Auto verkaufen

00:07:53: zu können, auch da in der Koordination und bin dann in der Berufsausbildung gelandet

00:07:57: tatsächlich und das war natürlich sehr harmonisch dann als Pädagogin, nicht nur so administrativ,

00:08:02: koordinativ, sondern eben so zu gucken, Personalauswahl und das war auch natürlich die Firma Fort,

00:08:10: Autosegment, viele ausländische Menschen, viele Menschen mit Migrationsgeschichte, da

00:08:16: habe ich gemerkt, wie nützlich das ist, dass ich diese Geschichte habe und das hat sich

00:08:22: plötzlich so positiv vergrößert und gefügt. Das war eine ganz aufregende Zeit, können

00:08:27: wir auch noch mal ein bisschen darüber sprechen. Genau und dann habe ich da verschiedene Etappen

00:08:31: aber auch gemacht, bin ja schon fast 30 Jahre jetzt dabei und klar auch die ganzen Veränderungen

00:08:38: jetzt mit dem E-Auto, Transformation, eine große Global Firma, verkleinert sich, es ist

00:08:44: auch viel in der Presse gewesen, das schafft viel Unruhe sagen wir mal und jetzt arbeite

00:08:50: ich im Bereich Personalentwicklung und Organisationsentwicklung und bin auch Coach, habe mich auch

00:08:56: selbstständig gemacht vor ein paar Jahren und dann mache ich also Teamentwicklungsprozesse,

00:09:02: Mediationsprozesse als solche Sachen, dass ich so eine systemische Weiterbildung gemacht

00:09:05: habe. Genau und das ist natürlich, das sind tolle Lebensansätze auf die Welt zu gucken,

00:09:13: weil das lernt du an der Uni nicht, also das waren so Ausbildungen, die mich sehr, sehr

00:09:17: weiter gebracht haben. Genau, jetzt sind meine Kinder groß, also mein Sohn ist 26, arbeitet

00:09:22: schon, hat Sportmanagement studiert, meine Tochter ist jetzt im Bachelor, studiert soziale

00:09:28: Arbeit in Münster und ja, die wohnen, machen ihr Leben, wohnen getrennt von mir und genau

00:09:35: und ich gucke da mal was da jetzt noch so kommt. Ja, da haben wir schon mal einen tiefen

00:09:42: Einblick in deine Biografie, das ist ein Teil der Biografie gekommen, sie habe ich noch

00:09:48: auf den Migrationshintergrund, kommen wir noch ein bisschen mehr, vielleicht ein sperriges

00:09:53: Wort, muss ich ganz ehrlich sagen, aber ich traue mich auch nie so richtig, irgendwas anders

00:09:57: dazu sagen, wenn wir schnell ins Fettmeipfeln trinken, wo man uns vielleicht nicht so

00:10:01: machen kann. Ja, ja, das ist schon ein ganz ein Mal bei dem. Wir haben ja heute so ein

00:10:06: bisschen vor oder ich habe zumindest den Versuch vor, dass wir so zwischen Migration und mentaler

00:10:14: Gesundheit auch gibt's da Zusammenhänge, klar gibt's da Zusammenhänge, aber das war das

00:10:19: vielleicht ein bisschen beleuchten, aber ich will mal ganz kurz noch sagen, wie ich überhaupt

00:10:24: auf dieses Thema gekommen bin, ich hatte zufällig ein Interview und dann auch das Buch dazu

00:10:29: gelesen von dem Fatih Cevuculu gehört, gelesen, der ist ja Komedien und der hat ja auch eine

00:10:41: türkische Migrationsgeschichte und erzählt aber in dem Buch, das mit dem Titel "Gatongwand"

00:10:49: er nennt den Untertültlas Trauma der Arbeitsmigranten und Migrantin, zum Beispiel seiner Familie

00:10:56: und der hat da ja in dem Buch vor allen Dingen auch über seine psychisch erkrankte Mutter

00:11:03: gesprochen viel und hat da ganz viele Zusammenhänge hergestellt, auch mit der ersten Generation,

00:11:08: die damals rüber kam, das ist der Türkei, sogenannte Arbeitsmigranten, waren ja auch

00:11:13: überwiegend erst mal Männer, die da kamen.

00:11:15: Gastarbeiter hieß das damals so richtig, ne?

00:11:18: Ja.

00:11:19: Und auch immer so diesen Konflikt beschrieben, Gastarbeiter wie ihn hier nur gestern, aber

00:11:25: das hat den Nachteil, dass man auch so behandelt wurde, eben nicht als Bürger oder der Gesellschaft

00:11:32: und auf der anderen Seite, wenn man die Fantasie hatte, so schreibt er, dass man zurück geht

00:11:36: und von daher ist auch dieser Buchtitel "Gatongwand" zu verstehen, weil in seiner Familie aber

00:11:43: er sorgt auch in vielen anderen, eben irgendein Zimmer immer da war, wo Kartons standen, die

00:11:48: voll gepackt waren, bezog was man wieder mitnimmt in die Türkei, wenn man denn dann wieder nach

00:11:53: Hause geht.

00:11:54: Dann ist es dazu aber für viele gar nicht gekommen, weil man doch dauerhaft in Deutschland

00:11:59: blieb und er beschreibt die damit zu verbunden, ja ich nenne das mal so Gefährdungen für

00:12:05: die seelische Gesundheit, da irgendwie gesagt am Beispiel seiner Mutter, aber auch andere.

00:12:11: Aber weswegen ich gerne mit dir darüber sprechen will, ist eigentlich der Punkt, dass

00:12:19: ich glaube von den Gesprächen, die wir so haben, ihr, deine Familie, einen anderen Umgang,

00:12:26: ich sag jetzt mal so Salopp, das wird sich aber vielleicht noch rausgehen, ein etwas leichter

00:12:31: Umgang mit dieser Entwurzlung, dieser Fremdheit klarzukommen.

00:12:38: Würdest du so ein bisschen deine Familien-Situation in den Anfangsjahren auch noch mal beschreiben,

00:12:44: wir haben ja gerade auch hier, das kann man natürlich immer schlechten sehen, auch noch

00:12:48: mal in ein Fotoalbum reingeguckt und dann so einen Eindruck kriegen, wie verschieden die

00:12:56: Welten waren dann auch von der Türkei, dann hier herzukommen und das sieht man ja auf

00:13:02: so Foto, das hat auch noch mal von einem ganzen Ambiente und auch mit, würdest du, dass

00:13:07: die höhere Nutzörmer ein bisschen beschreiben, deine familiäre Situation?

00:13:12: Ja, das kann ich gern versuchen, also meine Eltern sind 62 nach Deutschland gekommen,

00:13:18: mein Vater so etwa ein halbes Jahr vor meiner Mutter, durch ein Anwerbe abkommen, damals

00:13:24: gab es ja so vertragliche Verabredungen zwischen Staaten, ich glaube Italiener waren die ersten

00:13:30: und so und die Türken waren halt auch dann irgendwann dran und es gab so ein richtiges

00:13:36: aufwendiges Prozedere dazu und mein Vater hat sich beworben, war ein junger Mensch mit

00:13:41: gesund, war Techniker, also mit Ausbildung und hat sich wie viele andere auch beworben,

00:13:49: ist durch diesen Checkprozess durchgegangen und nach Deutschland gekommen, eben auch zur

00:13:53: Nummer fort, das ist irgendwie auch sehr witzig und hat da fünf Jahre gearbeitet, meine Mutter

00:13:59: ist dann kurz darauf auch nachgekommen und wenn man ankam, damals gab es dann so Übergangsunterkünfte,

00:14:06: kann man sagen, mit relativ rudimentärer Ausstattung, wenig Installationen, also Badusche

00:14:13: und so weiter und waren halt erst zu vier, zu sechs teilweise im Zimmer, gemeinsame Küche

00:14:20: und mussten sich da irgendwie arrangieren und ich weiß, mein Vater hat dann beschrieben,

00:14:23: dass er damit so nicht gerechnet hatte, weil natürlich schon in den Vorstellungen, gab

00:14:27: ja kein Internet, also alles so Überzeitungen und Erzählungen, hat man schon das Gefühl,

00:14:32: ein Land, das Arbeitskräfte braucht, dem geht es ja, kann es ja nicht so schlecht gehen,

00:14:36: ja und dann kommt man und trifft auf so eine, ich sage mal gefühlte schwarz-weiß Landschaft

00:14:41: mit viel auch posttraumatischer Störung, also das Klima, also es war schon etwas merkwürdig,

00:14:51: also damit hat meine Eltern nicht gerechnet, die sind aber relativ, ich meine alles hatte

00:14:56: auch sein Gutes, das heißt in diesen Communities, das waren ja alles so Aufbruchsstimmungsleute,

00:15:00: ich nehme das mal so die Vorhut sozusagen, die hierher gekommen sind, die sehr liberal

00:15:06: waren, die hatten so, also auch Abenteuerlust und den ging es vorher ja nicht total schlecht,

00:15:11: aber die wollten es noch besser haben und dann sind so einem Versprechen gefolgt, aber

00:15:16: auch selber mit dieser Absicht auch nicht für immer zu bleiben, das war schon auch immer

00:15:21: ein Thema und wir hatten keine Kartonwand, aber es gab immer Koffer und auch nicht mit

00:15:26: Dingen, die man also um zurück zu kehren, sondern auch zum mitbringen, also was bringt

00:15:31: man mit, die gute Ware, Made in Germany, war ja was, auch die Autos dann später und

00:15:36: so weiter, also das für Besuche auch, also es war ganz wichtig, dass man da dann über

00:15:43: das Jahr gefüllt hat und dann das eben mitgenommen hat, damals ist man ja immer mit

00:15:46: dem Auto auch wieder zurückgefahren, wenn man dann eins hatte, ich war ja den Anfängen

00:15:51: noch nicht geboren, ich bin ja 67 erst geboren, aber das hat schon so funktioniert auch so

00:15:56: für die Allgemeinheit und genau, da hat mein Vater relativ schnell angefangen Musik

00:16:02: zu machen, der hatte immer schon, also mein Vater kommt aus der musikalischen Familie,

00:16:07: die haben alle die Sases gespielt, die Sammelslaute und dann hatte er halt immer so vor sich hingespielt

00:16:13: zu im Heim und so und dann war Nationalfeiertag der Türkei und es hieß jetzt machen wir eine

00:16:18: Feier, also kann ja nicht nur arbeiten und im Heim sitzen, keine Sprache haben, große

00:16:22: Barriere natürlich und dann wurde, ich weiß gar nicht mehr ganz genau, Satori Seele oder

00:16:27: irgendwie sowas, eine große Veranstaltung gemacht für alle Türken, die hier waren

00:16:31: und mein Vater hat eben gedacht, ja gut, spiele ich halt was und dann sagt ja singe uns auch

00:16:37: etwas und hat gesagt, ja was soll ich denn jetzt singen und irgendwie hat er erzählt,

00:16:41: das kam dann so über ihn, dass er sagte, ja ich singe euch mal oder uns mal, wie es uns

00:16:45: hier gerade zugeht und dann hat er sein Lied "Alamanya, Alamanya" gesungen, also das

00:16:50: Deutschland kläht und hat da drin genau das beschrieben, wie sie aus der Türkei nach

00:16:55: Deutschland gekommen sind, also was sie angetroffen haben, was sie verstört hat, wie sie sich

00:16:59: gefühlt haben, hat den Leuten so von der Seele gesungen.

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00:23:21: dann alleine und dann sind sie von dort aus zum Barbarossaplatz in die Kiefhäuserstraße

00:23:22: und haben diesen Laden kontinuierlich weiterentwickelt. Also erst war es nur Lebensmittel. Das war sehr

00:23:28: besonders. Also der Dreh war, dass man Lammfleisch verkauft hat. Das gab es noch gar nicht in

00:23:34: Deutschland. Also ja und vor allem Lammhack. Also die Türken damals haben bestimmte Produkte benötigt,

00:23:41: Lammhack für Köfte und für viele Essensgeschichten gab es nicht beim Deutschen Netzgar. Und dann

00:23:47: konnte man so als Beantragender bei der Stadt Köln, diesen Hackfleischschein hieß das, umhandsprachlich,

00:23:54: heißt offiziell bestimmt anders. Den haben wir auch noch irgendwo. Ich glaube, den habe ich dem

00:23:58: Museum, dem Domitmuseum auch zur Verfügung gestellt. Da kann man auch noch mal was zu sagen. Ja,

00:24:03: und dann war meine Eltern relativ lange selbstständig und haben da den Bewirtschaften. Und weil er im

00:24:12: Studentenviertel war, also erst kam ja Videofilme auch, das muss ich auch noch erzählen, dann gab es

00:24:17: türkische Videos. Es gab ja noch kein türkisches Fernsehen, kein Kabel, keine Schüssel, nichts.

00:24:22: Und die ersten Filme, die dann auf Videokassette kamen, meine Mutter dann immer aus der Türkei

00:24:27: mitgebracht und hier dann an die Leute verliehen, ein Videoverlei gemacht, im Laden, also im Lebensmittelgeschäft,

00:24:34: ein Regal die Videos verdienen. Das lief dann relativ gut, bis dann natürlich jeder das hatte und

00:24:40: jeder das beerbeben konnte und so weiter. Ja, ich erinnere mich noch an diese. Ja, und das war, ich weiß,

00:24:44: also die Arbe, die zu Hause waren so toll, weil es gab so Klassiker, es gab so ein paar türkische

00:24:49: Stars, die waren halt sehr lustig. Also man konnte eben, so zum psychische Gesundheit, man hat abends

00:24:55: einfach noch mal gelacht, der Tag war lang und anstrengend und abends mit der Familie hat man diese

00:24:59: Videos geguckt und das war einfach unterhaltsam und auch verbindend für alle. Das war für alle gut.

00:25:05: Und dann haben meine Eltern sich wieder entschieden, noch zusätzlich in den Laden ein Imbiss mit aufzubauen.

00:25:12: Also dann hatten wir quasi so ein Dreiklandeweile und nachher dann nur noch Imbiss und Lebensmittel,

00:25:17: also die waren eigentlich ununterbrochen am Arbeiten. Also mein Vater hat dann morgens

00:25:24: zum Markthalle Sachen gekauft, meine Mutter hat die Ticken gefolge gemacht, gekocht,

00:25:28: natürlich hatten die auch Hilfen, die unterstützt haben und dann hat mein Vater den Laden abends

00:25:33: in Imbiss noch so bis 22, 23, 24, um Wochenenden noch länger betrieben und das war einfach sehr

00:25:40: anstrengend. Also das habe ich dann auf die letzten Meter schon gemerkt, dass sie kräftemäßig das

00:25:45: natürlich nicht mehr gut konnten. Aber erfindungsreich und auch geschäftstüchtig. Ja, auch sagen wir mal so,

00:25:52: ja ich finde, dass da kommt so viel Zuversicht oder so viel Positives rüber,

00:25:59: du dann weiterzumachen hast, eben gesagt, aber auch mit Sachen, die einen selber ja interessiert haben.

00:26:05: Ist ja nicht so, dass man dann nur in den Job hingelaufen ist und da irgendwie sein Geld verdienen

00:26:10: muss, sondern auch inhaltlich andere Sachen. Nicht mehr die Musik ist das eine, aber dann auch so

00:26:15: selbstständig zu sein. Also das sind ja schon auch Sachen, die einen selber zufrieden. Ja, absolut.

00:26:20: Und dann hat mir so verschwunden. Also eine Sache war, der Laden war ja dann wie unser Wohnzimmer.

00:26:25: Wir haben teilweise sehr bescheiden gewohnt und der Laden war so der Ort, wo man halt hinging. Mein

00:26:31: Bruder, ich, wir haben natürlich auch geholfen, aber dann haben wir da auch Mittag gegessen oder nach

00:26:36: der Schule mal kurz und unendlich viele Leute. Meine Eltern waren ja bekannt eben aus dieser

00:26:41: Situation, die ich eben beschrieben hatte, kamen halt auch dahin. Um, also ich sage mal so eine Art

00:26:47: kleine Sozialberatungsstelle, formulare Ämter, Tipps und Tricks und keine Ahnung. Und meine Mutter

00:26:54: war auch jemand, die so viel zugehört hat, die Leute immer noch mal so zuversicht, zugesprochen

00:26:59: hat. Also ja, ich denke auch aufgrund dieser Belastbarkeit, die sie hatten, beide. Meine Mutter

00:27:04: noch stärker als mein Vater. Das war so ein, das hat, das war sinnstiftend irgendwie.

00:27:10: Meinst du jetzt die Beruflichbelastung für deine Mutter oder überhaupt oder die ganze Situation?

00:27:14: Ja, alles. Also ich denke schon, dass du, wenn du natürlich deine gesamte Familie, also viele

00:27:19: deiner Familie nicht da hast, so ein bisschen familienbezogener Mensch, dass man da Sehnsucht

00:27:23: hat oder wem Mut hat oder es gab aber auch natürlich die ganzen ausländerfeindlichen Ereignisse.

00:27:29: Das ist ja gar nichts Neues. Also diese Diskussion, die wir heute treffen, ich denke mal so immer

00:27:33: wieder, immer wieder, na so, merkt das denn keiner, dass sich das hier irgendwo immer im Kreis dreht

00:27:39: und dass das nicht das Grundproblem ist und genau wie du gesagt hast, aus welcher,

00:27:43: ich sage es jetzt mal so ein bisschen hart, arroganten Flughöhe, schauen wir uns das hier

00:27:48: eigentlich an. Ja, und als Betroffener, also dann finde ich mal mit dem türkischen Nachnamen

00:27:53: eine Wohnung, das war in den 80ern schlimm schwierig, das ist jetzt immer noch schwierig,

00:27:57: das ist nicht besser geworden. Und auch wenn die Betriebe versuchen jetzt so allgemeines

00:28:03: Gleichbehandlungsgesetz, du musst theoretisch kein Passbild und so weiter, aber natürlich guck

00:28:08: dir an, wer arbeitet wo. Das ist noch nicht sehr gemischt, obwohl es könnte gemischter sein und

00:28:14: es gibt doch so viele angeblich, ja, also wo man so denkt, das ist eben auch ein Feld, wo man

00:28:20: hingucken muss und das ist natürlich auch belastend. Also letztendlich, ich glaube,

00:28:26: meine Mutter hat das am meisten gecheckt, wir leben nicht in einer Willkommenskultur und sie hat

00:28:32: alles dafür getan, eine Willkommenskultur herzustellen, so würde ich das mal sagen. Damit hätte man auch

00:28:39: anders umgehen können, aber das kostet ja viel Kraft, weil du erlebst natürlich eine geringe

00:28:44: Wirksamkeit. So ein Kleinkreis natürlich, auch meine Eltern haben dann irgendwann sich ein Haus

00:28:49: gekauft, weil sie keine Wohnung bekommen haben, muss man sich mal vorstellen und haben dann in der

00:28:55: Nachbarschaft, also sie waren der zentrale Dreh- und Angelplatz, weil alle Nachbarn konnten nicht

00:29:00: miteinander, aber alle konnten mit meinen Eltern und das war eine Rodenkirchen, ein schickes Viertel,

00:29:05: also eher wohlhabend Ärzte, Anwälte und so weiter, wohne da gerne mal auch mal und da waren meine

00:29:12: migrantischen Eltern sozusagen das Herz, aber im wahrsten Sinne, die emotionalen Leute, die konnten

00:29:18: okay, Deutsch, aber jetzt auch nicht so fließend wie ich, aber meine Mutter hat gesagt, komm, setz dich,

00:29:23: trink Tee, was ist, also so dieses hatte aber und das war natürlich auch eine Schwierigkeit, es gab

00:29:30: nichts für türkische Leute, wo sie selber hätten gehen können und ich weiß, als meine Mutter

00:29:35: älter wurde, wurde sie auch schwermütig, dann ist die Mutter gestorben, ist der Bruder gestorben,

00:29:39: dann passieren ja Dinge und du bist fern der Familien hier und auch so jemand, der immer stark ist,

00:29:44: ja, der hält die Stärke, will aber Fläche auch mal irgendwo hin und sich entlasten und ich weiß auch,

00:29:49: dass man das einzige was die Ärzte dann so oder wie sie sich dann zu helfen, wusst du,

00:29:53: waren dann so ganz leichte Schlafmittel und so etwas jetzt nicht im großen Stil, aber das war mir

00:30:00: so als junges Mädchen oder als junge Frau nicht so präsent, meine Mutter hat da nie drüber gesprochen,

00:30:05: ja, speigeln, immer schön, alles ist gut, war schon auch belastend und ich denke,

00:30:11: so multifaktoriell, nicht nur die bösen Deutschen, sondern du merkst, du gibst so viel und es ist

00:30:17: so viel mehr nötig, um ein bisschen was zurückzubekommen, genau und das andere waren aber auch so

00:30:23: eine lustige Geschichte, wie das sie natürlich mein Vater gerne auch mit meinem Bruder zusammen

00:30:27: sich im Laden versucht haben, ihm kreativ neue Produkte und Würstchen, da war man mit so einem

00:30:33: Würstchen herstellt, so ein türkische Würstchen, all solche Dinge, Türken essen einfach wahnsinnig

00:30:39: kalt, was ich das auch toll finde und das war so der kreative, mein Vater war ja kreativer Mensch

00:30:45: und dann haben sie da Soßen erfunden und betriebswirtschaftlich, was weiß ich, den Döner Tag,

00:30:51: den türkische Pizzatag, also Marketing, solche Sachen, also da war schon viel, allein wie unser

00:30:57: Laden hieß, MacMemos, war Rossaplatz, war ja McDonalds und dann haben wir gedacht, wie

00:31:02: nennen wir den dann das, MacMemos, Mimo, mein Vater heißt Mimit und abkürzend ist Mimo und MacMemos,

00:31:09: also von, also total deutsch- türkisch, amerikanisch, alles zusammen, das war wirklich so lustig.

00:31:15: Hat der noch Musik gemacht auch dann immer? Nein, immer weniger, also durch die Anstrengung

00:31:21: hatte er einfach aufgehört, zwischendrin hatte der früher noch, so als ich sage mal, so bis

00:31:26: her 50, 60, so unter Umlehendreh war, ab und zu noch ein bisschen was gespielt, aber irgendwann fing

00:31:32: glaube ich bei ihm auch so ein bisschen so ein Abbauprozess an, so Hirnorganisch, ganz sanft

00:31:38: und so, dass er also, mein Vater hat sich dann immer mehr nach Elen gekehrt und war dann irgendwann

00:31:44: auch so wenig aktiv, dann haben sie später dann auch so eine vaskuläre Demenz festgestellt und

00:31:50: solche Dinge, und dann war das dann irgendwann vorbei. Aber es war nie mehr Thema nach der ersten

00:31:56: Rückkehr wieder? Also es gab, genau, ich glaube was mein Vater schwer gefallen ist, der war ja unter

00:32:05: Vertrag mit seinen Liedern, hat er auch wirklich dann verdient und gemacht, aber das war schon ein

00:32:10: Vertrag, wo der Produzent wirklich die Hauptbeute eingefahren hat. Und das ist natürlich für jeden

00:32:15: Künstler hart, das kennen alle Künstler jetzt, jemanden der nicht das kreative Potenzial hat,

00:32:21: aber halt einfach die Startbedingungen hat und vertreibt und herstellt, das Studio hat und so

00:32:27: weiter, also es war sehr ungünstig für meine Eltern, wir sind ja nie reich geworden, nur durch

00:32:32: wirklich schwere Arbeit und ich glaube, das hat mein Vater dann irgendwann dazu gebracht, dass er

00:32:37: gesagt hat, nein, ich will das auch nicht mehr. Und aber auch die Zeit war auch vorbei, das kam

00:32:43: halt dazu, er hätte sich dann wirklich dann ganz verändern müssen, er hat schon auch immer Sachen

00:32:47: anders gemacht. Also andere Musik oder andere Texte oder so. Ja, die Themenfelder, so dass er dann

00:32:52: genau und war nicht mehr anschussfähig. Wir haben mal in irgendeinem Gespräch schon mal auch erwähnt,

00:33:03: dass ihr ja auch wichtig war, zu sagen, es gibt ja gar nicht die Türken, genauso wie in Schwiesty

00:33:10: Deutschland, aber vielleicht wäre es an der Stelle nochmal so hilfreich, auch nochmal da super

00:33:15: Unterschiede aufzuzeigen, die halt türkische Familien hatten oder? Ja, ich bin natürlich

00:33:22: keine Expertin, da gibt es ja Leute, die machen das ganz wissenschaftlich. Aus Erfahrung, genau

00:33:28: aus Erfahrung ist es so, es gab ja so unterschiedliche Einwanderungsphasen von den türkischen Leuten,

00:33:37: die erste, wie meine Eltern, danach gab es dann Familiennachzug, dann gab es nochmal eine Welle,

00:33:43: ich glaube so in den 70er-Jahren, ich weiß gar nicht genau, und das waren dann auch andere

00:33:49: Leute, dann kamen zunehmend, glaube ich, auch kurdische Leute, die ganz anders geframed sind,

00:33:57: das sind oft auch alle Viten gewesen, also die Türken-Türken sind ja so nidisch,

00:34:01: Schimalisten, also so im Atatürk über alles und der Atatürk war ja nicht nur gut,

00:34:08: waren ja auch Sachen, die Völkermord-Amenia und ich weiß nicht alles, weil gar nicht so toll

00:34:14: diesem Zeitgeist, was da in seiner Zeit entstanden ist, aber so die Türken hatten,

00:34:20: also im Großen Stolz, dann kamen aber immer andere Gruppen dazu und dann kamen auch die Bewegung,

00:34:25: also weniger gebildet Leute, die aus dem ländlichen Raum kamen, dann schon in bestehende

00:34:33: Communities reingekommen sind, das heißt diese Segregationsbrot, diese particulären Prozess,

00:34:39: dass du sagst, es gibt Ehrenfeld, wo die Türken mühleim, es gab so Stadtteile,

00:34:44: in Lindenthal hat keiner gewohnt, also so gut wie nicht, weil du auch keine Wohnung bekommen

00:34:49: hast, weil du vernetzt warst, weil es leichter war auch, oder Chor war ja, ich weiß überall,

00:34:53: nicht in der Kölnberg, und dann war natürlich, weil wir ja so einen Umschlagplatz waren mit

00:35:01: unserem Laden im Zentrum, konnte ich das einfach auch gut beobachten und feststellen,

00:35:06: so ja, da gibt es die, die auch dann ihre Kinder, wo die studieren die Kinder, dann gibt es die,

00:35:10: die halt Arbeiterkinder werden, Verbräge usw., die Kinder, die auf ganz anderen Wege kommen,

00:35:16: wo die Eltern nicht in Arbeit bleiben, krank werden, werden viele Leute, die richtig krank waren,

00:35:22: also das war auch so ein Hauptthema im Laden, welche Arzt, wo muss ich hin, mit wem,

00:35:26: manchmal musste ich sogar mit, wir mussten Übersetzungsarbeit machen und so, es ist

00:35:31: einfach unheimlich vielschichtig und das ist jetzt noch so von den Älteren, die noch leben,

00:35:35: also ich nenne das mal die kriminalistischen Türken, die so hochgebildet sind, das ist ganz cool,

00:35:41: jetzt auf Facebook, je nachdem mit wem man befreundet ist, sehe ich das, was die dann so einstellen,

00:35:46: was es dann da für Kulturveranstaltungen gibt, und du erlebst natürlich aber auch in anderen

00:35:51: Kontexten ganz andere Phänomene, und wir haben das in der Uni auch immer so diskutiert,

00:35:57: ist das, dass das Land denkt, wie durchlässig ist es, was bietet es an,

00:36:01: zwar Teilhabe und was die Leute selber natürlich motiviert, Teilhaben zu wollen,

00:36:07: zu können, wo sehen sie ihre Orte, welche Vorbilder gibt es, welche Bedürfnisse gibt es,

00:36:14: und ich sage mal so, es ist immer natürlich auch eine Kränkungsgeschichte und Kränkungsgeschichten

00:36:20: sind wahnsinnig stabil, also diese Mutmachgeschichten sind einfach immer nur so Tröpfchen auf dem

00:36:25: heißen Stein, es braucht so viel mehr zu sagen, ja, über Generationen, und ich finde jetzt,

00:36:33: im Fußball zeigt sich das ja auch, dann hält einer so den grauen Wolf Fuchs aus der Nationalmannschaft,

00:36:39: aus der Türkei hoch, und plötzlich entfacht hier wieder etwas, wo du denkst, es war immer da,

00:36:43: es war ja nie weg, aber das sind auf gar keinen Fall alle, das sind so wie du,

00:36:48: das sind ja auch nicht alle deutschen AfDler, und das sind natürlich die Dinge, wo ich so denke,

00:36:53: man, das ist so krass in welcher Blase lebe ich, dass ich das immer nur teilweise mitbekomme,

00:36:58: obwohl ich ja auch schon diese Fabrikwelt habe und diese Südstadt gentrifizierten Schicke-Mekis,

00:37:04: und wenn du dann sobald du irgendwo anders hinkommst, erlebst du was anderes, und in den Medien

00:37:08: erlebst du einfach nur das wirklich hauptsächlich negative Schlagzeilen, auch die ganze Grenzschließ

00:37:16: und Grenzöffnungs, diese Thematik zieht sich ja auch über Jahrzehnte durch, und wo ich so denke,

00:37:21: ja, man kann ja nicht denken, das wäre eine echte Lösung, also in keinem Land funktioniert das,

00:37:27: und Krieg ist schon mal die allerschlechteste Lösung, auch wenn es nachher ein Wirtschaftsbooster

00:37:32: sein könnte, ja, aber ich meine, wie entwickeln sich denn die Menschen, das ist doch, gerade für mich

00:37:38: als Pädagogin ist das eine ganz schwierige Geschichte, wo ich so denke, das kann es nicht sein,

00:37:42: aber ich denke eben, es gibt viele, viele Untergruppierungen, es gibt Mischungen, ja, meine Kinder,

00:37:48: ich habe mein Ex-Mann Deutscher, ja, sind jetzt Mischlinge, oder was sind sie, halb und halb, ja,

00:37:53: also vielfältig, wie will man es anschauen, wie will man es negativ, defizitär, also welchen

00:37:58: Konstruktion folgen wir auch, ja, wollen wir nationalen Konstruktion folgen, früher in meiner,

00:38:04: also als ich immer war, habe ich mir gesagt, ich definiere mich als Frau, ja, weil ich wollte

00:38:08: nicht immer so wieder zurückgeworfen werden, ja, du als Türkinn, und ich denke, ja, was spielt denn,

00:38:12: das ist jetzt eine Rolle, also, so habe ich mir das Gefühl gehabt, man stürbt mir das so über,

00:38:17: da war ich als junge Frau, aber ich echt genervt darüber, ich wollte einfach in Ruhe mein Leben

00:38:22: führen und nicht immer so markiert werden, dann habe ich mich als Frau definiert, und jetzt merkst

00:38:27: du, dass auch der Gender-Diskurs nicht mehr so wieder war, ja, also es gibt immer wieder Impulse

00:38:32: in der Gesellschaft, dass sich Dinge verändern und man muss sich dazu verhalten, und dann ist es

00:38:38: halt die Frage, bin ich cool, und sage ich, ja, es ist cool, da passiert wieder was, ne,

00:38:42: kleiner Veränderungsimpuls, und dann merkst du ja auch, wie die Leute damit umgehen, die

00:38:46: mit dem Vegan sein, das war ja genauso etwas, also so, wie reagiert eine Gesellschaft, wie unsere

00:38:52: eigentlich auch Veränderungsimpulse?

00:38:55: Hi Klaus und alle, die uns zuhören.

00:39:04: Samus almost gone sang Jim Morrison und wie recht er hatte.

00:39:08: Der Satz stimmt Jahr für Jahr.

00:39:11: David Gilmore hat den Sommer mit drei grandiosen Konzerten im Zirkus Maximus in Rom verabschiedet.

00:39:18: Die Süddeutsche war begeistert.

00:39:20: Leider war ich nicht dort, habe es mir aber auf YouTube angesehen, hat mir gut gefallen.

00:39:25: Klaus, du und ich warten auf Dylan, beziehungsweise er erwartet uns, und der wird uns in den Herbst

00:39:32: begleiten, immer mal wieder.

00:39:34: Obwohl wir ja diesmal nicht gemeinsam vor dem Mikrofon stehen können, du bist krank, hoffe

00:39:40: ich doch, dass du bis Dylan spätestens wieder gesund bist.

00:39:43: Von hier aus alles Gute für dich.

00:39:45: The music never stops, und das ist gut so.

00:39:48: Ich persönlich habe den letzten Tagen und Wochen wieder viel Richard Wagner gehört.

00:39:52: Der Ring in einer Einspielung von Karl Böhm am Pult, absolut umwerfend.

00:39:58: So klingt die Welt bis zur Götterdämmerung.

00:40:02: Aber ich wollte mich heute zu guilty pleasures äußern.

00:40:05: Also Dinge, für die man sich schämt, sie zu mögen.

00:40:07: In unserem Beziehungsweise in meinem Fall Musik, die zu hören mir reichlich peinlich ist oder war.

00:40:14: Aber ist das wirklich so?

00:40:16: Nee, eigentlich nicht, jedenfalls nicht mehr.

00:40:19: Verzeiten musste ich mir allerdings schon einiges an Häme anhören, wenn ich diese Platte aufgelegt habe.

00:40:25: * Musik *

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00:40:51: * Musik *

00:41:18: "Frampton Come to Life".

00:41:20: Das Doppelalbum ist immer noch eines der meistverkauften Live-Alben aller Zeiten.

00:41:24: Das sagt natürlich nicht so über die Qualität aus, aber Frempton ist ein grandioser Gitarist, obwohl mittlerweile sehr krank.

00:41:32: Er leidet an der Muskelkrankheit Musicis, tritt aber immer noch live auf und spielt Alben ein.

00:41:38: Als man die Krankheit bei ihm diagnostizierte und er nicht wusste, was die Krankheit mit ihm macht und wie weit sie ihn einschränkt,

00:41:46: reagierte er damit ein Instrumentalalbum einzuspielen mit dem Titel "Frampton forgets the words".

00:41:52: "Not bad at all, der Mann hat Humor".

00:41:54: Okay, weitere Guilty Pleasures.

00:41:56: "Jethro Tull", "Pink Floyd", der ganze Bombastrock-Gerichter Mitte der 70er Jahre schwer in Verruf.

00:42:02: Ich habe mich damals auch von ein paar Platten getrennt, die ich mir dann später räumütig wiederbeschaft habe.

00:42:08: Da muss man dann eben mal durch.

00:42:12: Gut, jetzt also Tull. Oder doch lieber Jennifer Rush, wie viele anderes?

00:42:17: Nee, ich will euch ja nicht zu sehr nerven, obwohl Jennifer Rush in Österreich in die Umgangssprache Eingang gefunden haben soll.

00:42:24: Wenn etwas schnell gehen soll, sagt der Österreicher angeblich schon mal gern.

00:42:29: Aber bis zur Jennifer. Genug damit.

00:42:32: Hier "Jethro Tull", "Locomotive Breath".

00:42:35: Ist mir überhaupt nicht peinlich.

00:42:37: Alles Gute, Rock on, bis demnächst.

00:42:41: [Musik]

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00:43:59: [Musik]

00:44:04: In der schuffeligen Madness

00:44:07: Offenlose Motivbrell

00:44:11: Runs the all time loser

00:44:15: Headlong to his death

00:44:18: Oh, it feels a pest in the scraping

00:44:22: See breaking on his brow

00:44:26: Oh, Tati stole the handle

00:44:30: And the train didn't watch top

00:44:33: Oh, and no way to go down

00:44:36: Oh, oh, oh, oh

00:44:43: Sees his children jumping off

00:44:46: At stations one by one

00:44:50: His woman and his best friend

00:44:54: Betten having fun

00:44:57: Oh, he's calling down the corridor

00:45:01: On his hands and knees

00:45:05: Oh, Tati stole the handle

00:45:09: And the train didn't watch top

00:45:12: Oh, and no way to go down

00:45:15: [Musik]

00:45:34: [Musik]

00:45:59: He hears the silence howling

00:46:03: Catch his angels as they fall

00:46:07: And the all time winner

00:46:11: Has gotten by the balls

00:46:14: Oh, it paints up Gedeon's Bible

00:46:18: Open at page one

00:46:21: Oh, thank God, he stole the handle

00:46:25: And the train didn't watch top

00:46:28: Oh, and no way to go down

00:46:31: [Musik]