Komplexität, Fragilität, radikale Hoffnung
“So wie die Verrücktheit, in einem höheren Sinn, der Anfang aller Weisheit ist, so ist Schizophrenie der Anfang aller Kunst, aller Phantasie.” Das schreibt Hermann Hesse in seinem Roman “Steppenwolf”.
Ich war jung, sehr jung und gehörte einer sehr kritisierenden Gruppe in der Anstalt an. Die Gruppe hatte mit der regelmäßigen Herausgabe einer naiven aber wirkungsvollen kleinen Betriebszeitung die Aufmerksamkeit, eher den Argwohn und die Kritik der alt eingesessen Kolleg*innen auf uns gezogen. Die einsitzenden Patient*innen haben davon nichts mitbekommen. Die Zugehörigkeit zu dieser kritischen Gruppe äußerte sich im Outfit darin, die Statussymbole der alt eingesessen Kolleg*innen abzulegen. Keine weißen Kittel, wo es nicht wirklich notwendig war, also einfach in Jeans und T Shirt, wau was für ein Affront. Wir unterschieden uns kleidungstechnisch nicht mehr von den Einsitzenden. So kleideten sich auch die Kolleg*innen auf den „normalen“ Stationen, als auf den Langzeit- und Akutstationen. Wir erhofften uns davon einen besseren, menschlicheren Zugang zu den Eingesperrten. Tatsächlich war der Kontakt, die Beziehungsaufnahme auch einfacher, aber oft konnten wir unser Angebot menschlicher sein zu wollen nicht einlösen. Wir hatten die Rechnung ohne die konservativen Kolleg*innen und vor allem ohne die kontrollierende Hierarchie gemacht.
Interessante lnks zu dieser Episode und auch zu den anderen Folgen
https://psychiatrie-verlag.de/product/leben-in-haus-5/
https://www.youtube.com/watch?v=_GLnLUWwc7I
https://www.dailymotion.com/video/x7xl2vm
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